Lebenslauf Lang
Anfang der 80iger Jahre hatte ich mich fast damit abgefunden niemals die Alpen life sehen zu können. Als Schüler und Student hatte ich gelegentlich die ehernen Lehrsätze der kommunistischen Götter laut infrage gestellt.
Das war mir aber nicht so gut bekommen.

Nachdem ich von 1957 bis 1967 die Pestalozzi-Oberschule in Neusalza-Spremberg besucht hatte, war mir der direkte Weg zur Erweiterten Oberschule versperrt. Aus einem christlichen Elternhaus stammend, ohne Jugendwehe und dazu noch gelegentlich kritisch aufgefallen, das passte nicht so recht in die sozialistische Schablone.
So begann ich eine Werkzeugmacherlehre im Neusalza-Spremberger Duroplast Presswerk, trieb nach Feierabend Leichtathletik und war begeisterter Anhänger der Rolling Stones, der Beatles und der Byrds - soweit das Mittel- und Kurzwelle hergaben.
Um trotz dieser Umstände meinen Anteil an Bildung zu ergattern, bewarb ich mich 1969 noch als Lehrling bei der Volkshochschule Löbau für den Kurs Abiturstufe. Dreimal pro Woche mit dem Moped nach Feierabend 24 Kilometer Kreisstadt und zurück. Leider wurde ich 9 Monate vor dem Abitur zum Militär eingezogen - alles Argumentieren und Bitten half nicht.
So habe ich 18 Monate mein Gehirn ausgeschaltet und gedient.
Als es 18 Monate später vorbei war, habe ich wieder dort begonnen, wo ich aufgehört hatte - als Werkzeugmacher in der Werkstatt und als 12-Klässler auf der Volkshochschule. 1973 war es soweit. Ich hatte mir mit dem Prädikat Sehr Gut die Studienreife doch noch erkämpft. Nun wollt ich auch studieren.
Weil ich in dieser Zeit noch hoffte, dass der Sozialismus nicht ewig währen würde, wählte ich Studienfach und Studienort nach ihrer vermuteten Bestandskraft nach Ende des Systems aus. Physik und die MLU Halle- Wittenberg. Es starte im September 1973. Leider holte mich im Studium meine kritische Haltung zur gelehrten Ideologie wieder ein und wäre mir fast zum Verhängnis geworden.
Ungenügend in der ersten Zwischenprüfung "Historischer und Dialektischer Materialismus". Die Nachprüfung hat mich dann gerettet.
Nachdem ich noch im gleichen Jahr mein Frau Sabine geheiratet hatte, beschloss ich mich in Zukunft mit meiner Systemkritik zurückzuhalten und an unsere gemeinsame Zukunft im real existierenden Sozialismus zu denken.
1978 erhielt ich mein Diplom als Physiker mit dem Prädikat Gut und nahm erneut im Duroplast Presswerk Neusalza-Spremberg eine Arbeit an - als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit einem Einstiegsgehalt von 780,- Mark der DDR (brutto).
Trotzdem habe ich mich ordentlich hinein gekniet und so ein klein wenig Karriere gemacht. Erst im Kunststoffbereich, später im Werkzeugbau, dessen Chef ich 1989 wurde. Es gab dazu auch keine Alternative.
Wir hatten 4 Kinder bekommen, wohnten in einer unsanierten Löbauer Altbauwohnung, meine Frau bekam keine Anstellung mehr, das Geld war knapp. Trotzdem beschlossen wir in Neusalza-Spremberg ein Haus zu bauen.
Mit 70.000 M Kredit ohne Anspruch auf Baumaterial und damit weitgehend mit eigen Händen. Noch heute bin ich stolz darauf, während der 6-jährigen Bauzeit jeden Ziegelstein auf meiner Baustelle mehrfach mit Handschlag begrüsst zu haben. Als das Geld trotz aller Eigenleistung auszugehen drohte, beschlossen wir uns mit Nebentätigkeiten zu behelfen. Nachdem meine Frau anfänglich Blumenampeln produzierte und zusammen mit meinen gedrechselten Figuren verkaufte, bauten wir unser Keramikwerkstatt auf. Meine Frau übernahm den gestalterischen Part, während ich nach Feierabend die notwendigen Geräte konstruierte und baute sowie die geeigneten Rohstoffe beschaffte.
So konnten wir 1985 Einzug feiern. Für gleich wie geartete Politik blieb keine Zeit. Gleichwohl bin ich um den Nachstellungen der SED zu entgehen in die CDU eingetreten - als zahlendes Mitglied. Das blieb so bis 1988.
Als die Vorboten von Perestroika und Glasnost aufleuchteten, erschien mir ein Ende des widersinnigen Systems erneut für möglich und ich fand mich mit Gleichgesinnten meiner Stadt zusammen, um einen damals riskanten Brief an die Mächtigen in der CDU zu schreiben.
Leider ohne Erfolg.
Um trotzdem etwas beizutragen, reisten wir nach Leipzig um für mehr Freiheit zu demonstrieren. Es dauerte auch dann gar nicht mehr lange, dass mich engagierte Leute fragten, ob ich für den Stadtrat kandidieren möchte. Ich willigte ein.
Meine Grundüberlegung war:
Auf dem Ratsstuhl auf dem ich sitze, kann zugleich kein Träger des alten Systems Platz nehmen. Glücklicherweise dachten ausreichend viele Menschen genauso. Kurze Zeit später wurde ein Kandidat für den Sächsischen Landtag gesucht. Ohne so recht die Auswirkung meines Handelns zu kennen, willigte ich ein.
Mit dem Rückenwind des Wendeenthusiasmus wurde ich gewählt und fand mich in einer mir bisher unbekannten Welt wieder. Ich kannte keinen meiner neuen Abgeordnetenkollegen. Begriffe wie Geschäftsordnung, Satzung und Fraktionsvotum waren mir fremd.
Um meine Unkenntnis zu verbergen, beschloss ich den Mund geschlossen und die Ohren offen zu halten.
Nachdem ich dies 2 Jahre mehr oder weniger konsequent durchgehalten hatte und mich nur zu Dingen geäussert hatte, von denen ich etwas verstand, wählte mich meine Fraktion zu ihrem Wirtschaftspolitischen Sprecher. Das war mir Anlass, meine volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Kompetenzen konsequent zu verbessern Ich entwickelte den Ehrgeiz, die Politik wie einen weiteren Beruf zu lernen.
Nach meiner Wahl zum Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden war ich aus dem bisherigen Berufsleben ausgeschieden. Meine Antwort auf die Frage von Journalisten, ob ich meinen Kindern empfehlen würde Politiker zu werden, antworte ich mit einem ganz klaren: Nein.
Politische Karrieren sollte man nicht planen, entscheidend sollte die Motivation sein. Diese Motivation muss aus selbst gemachten Erfahrungen wachsen.
Meine Motivation war es, mitzuhelfen ein demokratisches Land aufzubauen, in dem möglichst viele junge Menschen möglichst gute Chancen haben ihre eigene Zukunft zu gestalten.
Dazu stehe ich noch heute.
Das war mir aber nicht so gut bekommen.

Nachdem ich von 1957 bis 1967 die Pestalozzi-Oberschule in Neusalza-Spremberg besucht hatte, war mir der direkte Weg zur Erweiterten Oberschule versperrt. Aus einem christlichen Elternhaus stammend, ohne Jugendwehe und dazu noch gelegentlich kritisch aufgefallen, das passte nicht so recht in die sozialistische Schablone.

Um trotz dieser Umstände meinen Anteil an Bildung zu ergattern, bewarb ich mich 1969 noch als Lehrling bei der Volkshochschule Löbau für den Kurs Abiturstufe. Dreimal pro Woche mit dem Moped nach Feierabend 24 Kilometer Kreisstadt und zurück. Leider wurde ich 9 Monate vor dem Abitur zum Militär eingezogen - alles Argumentieren und Bitten half nicht.
So habe ich 18 Monate mein Gehirn ausgeschaltet und gedient.
Als es 18 Monate später vorbei war, habe ich wieder dort begonnen, wo ich aufgehört hatte - als Werkzeugmacher in der Werkstatt und als 12-Klässler auf der Volkshochschule. 1973 war es soweit. Ich hatte mir mit dem Prädikat Sehr Gut die Studienreife doch noch erkämpft. Nun wollt ich auch studieren.
Weil ich in dieser Zeit noch hoffte, dass der Sozialismus nicht ewig währen würde, wählte ich Studienfach und Studienort nach ihrer vermuteten Bestandskraft nach Ende des Systems aus. Physik und die MLU Halle- Wittenberg. Es starte im September 1973. Leider holte mich im Studium meine kritische Haltung zur gelehrten Ideologie wieder ein und wäre mir fast zum Verhängnis geworden.
Ungenügend in der ersten Zwischenprüfung "Historischer und Dialektischer Materialismus". Die Nachprüfung hat mich dann gerettet.
Nachdem ich noch im gleichen Jahr mein Frau Sabine geheiratet hatte, beschloss ich mich in Zukunft mit meiner Systemkritik zurückzuhalten und an unsere gemeinsame Zukunft im real existierenden Sozialismus zu denken.
1978 erhielt ich mein Diplom als Physiker mit dem Prädikat Gut und nahm erneut im Duroplast Presswerk Neusalza-Spremberg eine Arbeit an - als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit einem Einstiegsgehalt von 780,- Mark der DDR (brutto).
Trotzdem habe ich mich ordentlich hinein gekniet und so ein klein wenig Karriere gemacht. Erst im Kunststoffbereich, später im Werkzeugbau, dessen Chef ich 1989 wurde. Es gab dazu auch keine Alternative.
Wir hatten 4 Kinder bekommen, wohnten in einer unsanierten Löbauer Altbauwohnung, meine Frau bekam keine Anstellung mehr, das Geld war knapp. Trotzdem beschlossen wir in Neusalza-Spremberg ein Haus zu bauen.
Mit 70.000 M Kredit ohne Anspruch auf Baumaterial und damit weitgehend mit eigen Händen. Noch heute bin ich stolz darauf, während der 6-jährigen Bauzeit jeden Ziegelstein auf meiner Baustelle mehrfach mit Handschlag begrüsst zu haben. Als das Geld trotz aller Eigenleistung auszugehen drohte, beschlossen wir uns mit Nebentätigkeiten zu behelfen. Nachdem meine Frau anfänglich Blumenampeln produzierte und zusammen mit meinen gedrechselten Figuren verkaufte, bauten wir unser Keramikwerkstatt auf. Meine Frau übernahm den gestalterischen Part, während ich nach Feierabend die notwendigen Geräte konstruierte und baute sowie die geeigneten Rohstoffe beschaffte.
So konnten wir 1985 Einzug feiern. Für gleich wie geartete Politik blieb keine Zeit. Gleichwohl bin ich um den Nachstellungen der SED zu entgehen in die CDU eingetreten - als zahlendes Mitglied. Das blieb so bis 1988.
Als die Vorboten von Perestroika und Glasnost aufleuchteten, erschien mir ein Ende des widersinnigen Systems erneut für möglich und ich fand mich mit Gleichgesinnten meiner Stadt zusammen, um einen damals riskanten Brief an die Mächtigen in der CDU zu schreiben.
Leider ohne Erfolg.
Um trotzdem etwas beizutragen, reisten wir nach Leipzig um für mehr Freiheit zu demonstrieren. Es dauerte auch dann gar nicht mehr lange, dass mich engagierte Leute fragten, ob ich für den Stadtrat kandidieren möchte. Ich willigte ein.
Meine Grundüberlegung war:
Auf dem Ratsstuhl auf dem ich sitze, kann zugleich kein Träger des alten Systems Platz nehmen. Glücklicherweise dachten ausreichend viele Menschen genauso. Kurze Zeit später wurde ein Kandidat für den Sächsischen Landtag gesucht. Ohne so recht die Auswirkung meines Handelns zu kennen, willigte ich ein.
Mit dem Rückenwind des Wendeenthusiasmus wurde ich gewählt und fand mich in einer mir bisher unbekannten Welt wieder. Ich kannte keinen meiner neuen Abgeordnetenkollegen. Begriffe wie Geschäftsordnung, Satzung und Fraktionsvotum waren mir fremd.
Um meine Unkenntnis zu verbergen, beschloss ich den Mund geschlossen und die Ohren offen zu halten.

Nach meiner Wahl zum Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden war ich aus dem bisherigen Berufsleben ausgeschieden. Meine Antwort auf die Frage von Journalisten, ob ich meinen Kindern empfehlen würde Politiker zu werden, antworte ich mit einem ganz klaren: Nein.
Politische Karrieren sollte man nicht planen, entscheidend sollte die Motivation sein. Diese Motivation muss aus selbst gemachten Erfahrungen wachsen.
Meine Motivation war es, mitzuhelfen ein demokratisches Land aufzubauen, in dem möglichst viele junge Menschen möglichst gute Chancen haben ihre eigene Zukunft zu gestalten.
Dazu stehe ich noch heute.